Mehr Aspartam durch Nutri-Score?

Zucker, Fett und Salz haben keinen guten Ruf: Sie stehen im Verdacht, eine Mitschuld an Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu haben. Nach einer Verbraucherbefragung will Ernährungsministerin Julia Klöckner nun den Nutri-Score einführen. Mit einem 5-stufigen Ampelsystem sollen Hersteller zukünftig den Gehalt von Zucker, Fett und Salz in ihren Lebensmitteln angeben dürfen. Die vereinfachte Kennzeichnung hat jedoch auch Schwächen: Geschmacksverstärker und andere Zusatzstoffe werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt.


Nach der Einführung des Nutri-Scores in Frankreich (2017) hat die Supermarktkette Intermarché angekündigt, die Rezepturen von über 900 Eigenprodukten zu verändern, damit diese die Bewertung A, B, oder C bekommen (gesundheitlich sehr günstig bis mittelmäßig). Es ist also wahrscheinlich, dass der hohe Zuckeranteil in vielen Lebensmitteln durch den Phenylalaninhaltigen Süßstoff Aspartam ersetzt wird. Dies konnte bereits nach der Einführung einer Zuckersteuer in England und anderen Staaten beobachtet werden.


So kann die Einführung des Nutri-Scores auf zwei Wegen zu einer Einschränkung der Lebensmittelauswahl für PKU-Patienten führen: Für einen besseren Score können auch solche Lebensmittel mit Aspartam gesüßt werden, die nicht als Light- oder Diätprodukte erkennbar sind. Außerdem kann eine zunehmende Zahl von Aspartam-haltigen Produkten die vermeintlich ungesünderen und daher weniger nachgefragten zuckerhaltigen Lebensmittel aus den Supermarktregalen verdrängen.


Um eine Rezeptänderung frühzeitig zu bemerken, sollten PKU-Patienten unbedingt die Inhaltsangaben auch der Produkte regelmäßig überprüfen, die sie schon lange kennen und häufig verwenden.